SAC Hörnli Tourenbericht

Skitourenwoche Stubai

6. bis 13. März 2004

Tourenleiter: Marcel Meier

Teilnehmer: Hedwig Egli Manfred Kipfer André Roost Margrit Heitz Kathrin Näf

Samstag: Anreise
Früh haben wir uns im Zug in Pfäffikon SZ getroffen. Umsteigen und wieder Umsteigen und irgendwann sind wir in Insbruck eingefahren. Wie mit Marcel vorausgesagt, kommt ein rotes Taxi angebraust. Der Motor brummt leise vor sich hin, bis alle Gepäckstücke eingeladen sind und alle im Autobüssli Platz genommen haben. Ein jüngerer Taxichauffeur fährt uns ins Stubaital. Es sind etwa 30 km bis zum Ausgangspunkt in Seduck. Wir rüsten uns für den Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte. Marcel meint: "Wir könnten an einem hübschen sonnigen Örtchen rasten". Nur, die Sonne verzieht sich langsam aber sicher hinter grossen Wolken. Auf der Alp steht eine Transportseilbahn (Bezahlung per Kg) zur Verfügung. Hedwig kann dieser Versuchung, den Rucksack abzugeben, nicht wiederstehen. Manfred lässt sie nicht im Stich und trennt sich auch von seinem schweren 30 Meter Seil…. Nun gehts ganz locker zur Franz-Senn-Hütte. Sie liegt auf 2147 m.ü.M. und bietet Schlafmöglichkeiten für 170 Personen. Die Hütte weist einen Komfort aus wie ein Hotel. Breite Korridore, geheizte Zimmer, Etagen-Duschen, Trocknungsräume für Skischuhe und Skier. Ahnungslos haben wir vom Schuhgestell Hüttenfinken angezogen. Gegen Abend, Hedwig sitzt vor dem warmen Ofen, kommt ein ein arg verärgerter Mann und sucht seine "Schlarpen"! Oh je! Bei Marcel wars noch schlimmer, der eine Mann wollte ihm gar eine "Watschen" verabreichen! Das Essen und der Wein schmecken uns vorzüglich.

Sonntag: Innere Sommerwand 3h20’.
Heute will die Sonne nicht so recht scheinen. Die hochwinterlichen Verhältnisse fordern den Tourenleiter mit Spuren. Unterwegs fragen wir uns, welche Ziele wohl die vielen Personen in der Hütte haben, denn wir sind alleine unterwegs. Der kurze Gipfelgrat wird mit den Steigeisen erklommen. Sei es das schlechte Wetter oder die Chance vom Gipfel nichts zu sehen, Margrit und Hedwig bleiben beim Skidepot. Unsere Abfahrtsspuren fügen sich genial in die unberührte weisse Winterlandschaft ein. Im flacheren Teil jammert Margrit über ihre Skier, die nicht gleiten wollen. Wurden die Skier vor der Tourenwoche wirklich gewachst? Rätsel über Rätsel. Am Abend steht Margrit im Skiraum. Gemäss Ratschlag vom Hüttenwart präpariert sie ihre Skier mit dem Eisen und zieht dann den warmen Wachs sofort wieder ab. Der Fellleim löst sich mit dem mehrmaligen Wachsen und sofortigen Abziehen.

Montag: Wilder Turm, 4h20’.
Der Himmel ist wie am Vortag bewölkt. Marcel zieht eine lange, lange, gerade, flache Spur. Auch André kommt zum Spuren. Seine verläuft etwas kurviger. Dazu meint er, er sehe bei schlechter Sicht die Geländeformen zu wenig. Mit den Skiern aufgeschnallt, steigen wir mit Steigeisen das Couloir hoch. Unserem eigentlichen Ziel, das "Wilde Hinterbergl", mögen wir nicht ansteuern, denn die Sonne scheint zuwenig. Angeseilt steigen wir ein kurzes Stück über den Gletscher vom "Wilden Turm". Die Felsen sind mit Pulverschnee bedeckt, welcher uns Marcel auf unsere Häupter wischt! Vermutlich traut Hedwig ihren Eisen nicht ganz, denn sie robbt auf einen schönen Felsblock, dabei sind die Steigeisen doch klettertauglich. Knietiefer Pulverschnee lässt ein eigenartiges Gefühl bei der Abfahrt aufkommen. Die oberste Schicht ist leicht gepresst und darunter liegt ein harter Untergrund. Die Skispitzen kommen nicht heraus und doch lassen sie sich gut drehen. Die ersten Steilhänge befahren wir einzeln. Für die letzten Kilometer lohnte es sich wahrlich, die Skistöcke frühzeitig auf Langlauf einzustellen.

Dienstag: Obere Kräulscharte 3h.
Einmal mehr Schneefall. Zu Beginn folgen wir der vorhandenen Spur. Nach ca. 1 1/2 h verlassen wir diese und ziehen unsere Eigene. Vor der "Kräulscharte" wird es sehr steil. André versucht in einer weiteren Flanke zu spuren, muss aber einsehen, dass er nicht mehr weiter kommt. Nahe den Felsen rasten wir. Marcel fährt als erster den Steilhang hinunter und wir einzeln hinterher. Wow! Von unten bestaunen wir die schönen "Bögli". Am Himmel hängen die Wolken in Überzahl. Die Lust für eine weitere Abfahrt wäre schon vorhanden, aber für einen weiteren Aufstieg jedoch nicht. Wer will da schon bei aufkommendem Sonnenschein den ganzen Nachmittag in der Hütte bleiben. Wir steigen zum "Gschwezgrat" hoch. Marcel muss schon wieder spuren. Spitzkehre an Spitzkehre gereiht, stehen wir nach einer guten Stunde auf dem Grat. Nur, für die erhoffte Abfahrt haben wir ein falsches Couloir gewählt. Mit einigen diffizilen Schwüngen sind wir wieder ausserhalb des Steil-Couloirs. André löst gleich eine kleine Lawine aus! Aus zeitlichen, sowie aus Sicherheitsgründen, verzichten wir auf einen erneuten Aufstieg. Marcel entdeckt einen schattigen Nordhang den wir hinunterfahren wollen. Kathrin muss passen, ihre Felle kleben nicht mehr. Nach dem Nachtessen offeriert uns die Pächterfamilie einen Zirbenschnaps. Er wird mit grünen Föhrenzapfen angesetzt und schmeckt hervorragend. Leider ist diese Hausspezialität unkäuflich, worauf wir uns eine weitere Runde schenken lassen müssen. Unsere Münzen sind wir somit bei einem Williams losgeworden.

Mittwoch: Ruderhofspitze, Amberger Hütte
Aufstieg zur Ruderhofspitze 5h. Via "Wildgratscharte" (1h), Abfahrt zur Amberger Hütte. Der lange, eher flache Aufstieg am Schatten lässt die Finger kaum warm werden. Marcel zieht sich unterwegs seine langen Unterschläuche an. Und André kann bei tiefen Temperaturen nicht schnell genug gehen. Wir treffen ihn erst beim Skidepot wieder. Der Aufforderung für die Steigeisenmontage, möchte Margrit lieber nicht nachkommen. Sie möchte das Skidepot vorziehen. Wegen des kalten Windes darf sie nicht bleiben. Der Grat ist lange aber unschwierig. Kaum sind wir auf dem Gipfel, steigen vom Süden grosse, graue Wolken auf. Da mögen wir nicht lange bleiben, Ruhe für eine Mittagsrast gibt es beim Skidepot nicht, denn es ist zu windig und zu kalt. Die ausgewählte Rast weiter unten, war auch nicht besser. Nach wenigen Minuten kleben wir unsere Felle auf die Skier und steigen zur "Wildgratscharte" auf. André hat seine Felle bei einer Spitzkehre verloren und Kathrin ihre etwas weiter oben. Marcel bindet seine Skier auf den Rucksack und stampft, so gut wie möglich Tritte in den Pulverschnee. Wir tragen unsere Skier genau gleich lang hoch wie auf der anderen Seite hinunter. Ein riesiger Gletscher. Wo geht unser Weg entlang. Wo liegt die Amberger Hütte? Marcel fährt richtig. Und die Abfahrt ist sogar grandios. Bester Pulverschnee. Aber Achtung, zugeschneite Steine können gröbere Stürze auslösen. Manfred und André können ein Lied davon singen. Der Empfang in der auf 2135m hoch gelegenen Amberger Hütte, ist nicht mit der Franz-Senn-Hütte zu vergleichen. Nur wenige Gäste sind anwesend. Nur eine Sorte Wein auf der Weinkarte ist ein kulinarischer Abstieg!

Donnerstag, bewölkt und Schneefall
Es schneit und die Wolken hangen tief. Kein Wunder will niemand auf eine Skitour. Gegen Mittag fahren wir mit den Skiern nach Gries, besichtigen die Kapelle und studieren die Speisekarten. Gute Gastfreundschaft finden wir im gewählten Restaurant nicht. Die Speisen finden jedoch allseits guten Anklang. Andrè erhält Gutscheine zur Schnapsdegustation bei "Helens Schnapsstüberl". Der Schnaps wird hier auf Basis des Kornschnapses hergestellt, was uns nicht sonderlich gut schmeckt. Während gut zwei Stunden fellen wir wieder zur Amberger Hütte zurück. Der schöne Abend verspricht für den morgigen Tag sonniges Wetter.

Freitag, Kuhscheibe
Um 8.00 Uhr ziehen wir los. Der erste Hang ist steil und oft auch lawinengefährlich. Die Spur ist vom Gelände her gut gewählt. Marcel wartet an der Sonne auf sein "Grüppli". Margrit und Andrè lassen sehr lange auf sich warten. Für den Aufstieg bis zum Gipfel, benötigen wir 4 h. 30’. André spurt einen ganz direkten Weg. Er steigt diretissima hoch. Vor dem Skidepot schaufelt Marcel Platz für eine Spitzkehre. Endlich können wir auf dem Gipfel mit Sonnenschein und wenig Wind eine Weile rasten. Es ist sehr angenehm. Der Schnee ist windgepresst und teils schwierig zu fahren. Einen bis höchstens zwei Hänge waren noch super, alles andere wäre übertrieben.

Samstag, Hinterer Daunkogel 3h30’
Heute starten wir eine Stunde früher als sonst. Die ersten sind wir trotzdem nicht. Zwei Schneetöffs bringen Personen, Musikinstrumente etc. bis zum Ende des Talbodens. 100 Personen werden auf dem Gipfel zur Einweihung des Gipfelkreuzes erwartet. Der Aufstieg ist lang und sehr schattig. Marcel zieht einen grossen Zusatzbogen, damit wir unseren Pausenhalt an der Sonne geniessen können. Einige haben’s ganz eilig. André und Marcel sehen wir schon gar nicht mehr. Jetzt sieht es aus, als wäre eine ganze Kolonne auf einem Grat, dabei ist es ein Absatz in einer Geländemulde. Auf dem Gipfel ist reger Betrieb. Die einen ziehen sich um, die anderen verteilen Schnaps zur Aufwärmung. Eine Stunde bei kaltem Wind warten bis zum Beginn der Einweihungsfeier, ist doch eher unangenehm. Bald geht’s los. Liedtexte werden verteilt. Der Sprecher der Rettungswache macht's kurz. Es wird ein Fastenzeitlied gesungen. Der Pfarrer segnet das Kreuz und betet. Der Wind trägt seine Worte davon. Dann wird in kürze die Prozedur unterbrochen und weiter unten fortgesetzt. Lustig, denn so viele purzeln im schwierig zu fahrenden Schnee. Wir entscheiden uns, der Feier nicht weiter zu folgen. So haben wir den nächsten Steilhang mit einigermassen fahrbarem, unberührten Schnee für uns. In der Hütte packen wir unsere deponierten Sachen ein und fahren talwärts nach Gries.

Das letzte Mal auf dieser Tourenwoche, essen wir Österreichische Spezialitäten und dies erst noch auf einer Terrasse. Punkt 14.00 Uhr steht das bestellte Taxi da und fährt uns zum Bahnhof Ötztal.

Der Schnellzug Wien - Basel ist gemäss Reservationsschilder voll besetzt. Wir finden ein leeres Abteil. Zwar ist es reserviert, aber die Gruppe ist nicht gekommen. Marcel und ich bleiben bis Zürich sitzen. Margrit, Kathrin, Manfred und André verlassen uns in Sargans. In Zürich sind wir nach ca. 3 1/2 h Bahnreise.

Dem Tourenleiter ein herzliches Dankeschön für die gute Leitung.

Riniken den, 24. April 2004, Hedwig Egli

Fotos Marcel und Kathrin
Layout
und Grafik Manfred