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Samstag: Anreise
Früh haben wir uns im Zug in Pfäffikon
SZ getroffen. Umsteigen und wieder Umsteigen und irgendwann sind wir in
Insbruck eingefahren. Wie mit Marcel
vorausgesagt, kommt ein rotes Taxi angebraust. Der Motor
brummt leise vor sich hin, bis alle Gepäckstücke eingeladen sind und alle im
Autobüssli Platz genommen haben. Ein jüngerer Taxichauffeur fährt uns ins
Stubaital. Es sind etwa 30 km bis zum Ausgangspunkt in Seduck. Wir rüsten
uns für den Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte. Marcel meint: "Wir könnten
an einem hübschen sonnigen Örtchen rasten". Nur, die Sonne verzieht
sich langsam aber sicher hinter grossen Wolken. Auf der Alp
steht eine Transportseilbahn (Bezahlung per Kg) zur Verfügung. Hedwig kann
dieser Versuchung, den Rucksack abzugeben, nicht wiederstehen. Manfred lässt
sie nicht im Stich und trennt sich auch von seinem schweren 30 Meter Seil….
Nun gehts ganz
locker zur Franz-Senn-Hütte. Sie liegt auf 2147 m.ü.M. und bietet Schlafmöglichkeiten
für 170 Personen. Die Hütte
weist einen Komfort aus wie ein Hotel. Breite Korridore, geheizte Zimmer,
Etagen-Duschen, Trocknungsräume für Skischuhe und Skier. Ahnungslos haben
wir vom Schuhgestell Hüttenfinken angezogen. Gegen Abend, Hedwig sitzt vor
dem warmen Ofen, kommt ein ein arg verärgerter Mann und sucht seine
"Schlarpen"! Oh je! Bei Marcel wars noch schlimmer, der eine Mann
wollte ihm gar eine "Watschen" verabreichen! Das Essen und der Wein
schmecken uns vorzüglich.
Sonntag: Innere Sommerwand 3h20’.
Heute will die
Sonne nicht so recht scheinen. Die hochwinterlichen Verhältnisse
fordern den Tourenleiter mit Spuren. Unterwegs
fragen wir uns, welche Ziele wohl die vielen Personen in der Hütte haben,
denn wir sind alleine unterwegs. Der kurze Gipfelgrat wird mit den Steigeisen
erklommen. Sei es das schlechte Wetter oder die Chance vom Gipfel nichts zu
sehen, Margrit und Hedwig bleiben beim Skidepot. Unsere
Abfahrtsspuren fügen sich genial in die unberührte weisse Winterlandschaft
ein. Im flacheren Teil jammert Margrit über ihre Skier, die nicht gleiten
wollen. Wurden die
Skier vor der Tourenwoche wirklich gewachst? Rätsel über Rätsel. Am Abend
steht Margrit im Skiraum. Gemäss Ratschlag vom Hüttenwart präpariert sie
ihre Skier mit dem Eisen und zieht dann den warmen Wachs sofort wieder ab. Der
Fellleim löst sich mit dem mehrmaligen Wachsen und sofortigen Abziehen.
Montag: Wilder Turm, 4h20’.
Der Himmel ist
wie am Vortag bewölkt. Marcel zieht eine lange, lange, gerade, flache Spur.
Auch André kommt zum Spuren. Seine verläuft etwas kurviger. Dazu meint er,
er sehe bei schlechter Sicht die Geländeformen zu wenig. Mit den Skiern aufgeschnallt, steigen wir
mit Steigeisen das Couloir hoch. Unserem eigentlichen Ziel, das "Wilde
Hinterbergl", mögen wir nicht ansteuern, denn die Sonne scheint zuwenig.
Angeseilt steigen
wir ein kurzes Stück über den Gletscher vom "Wilden Turm". Die
Felsen sind mit Pulverschnee bedeckt, welcher uns Marcel auf unsere Häupter
wischt! Vermutlich
traut Hedwig ihren Eisen nicht ganz, denn sie robbt auf einen schönen
Felsblock, dabei sind die Steigeisen doch klettertauglich. Knietiefer
Pulverschnee lässt ein eigenartiges Gefühl bei der Abfahrt aufkommen. Die
oberste Schicht ist leicht gepresst und darunter liegt ein harter Untergrund.
Die Skispitzen kommen nicht heraus und doch lassen sie sich gut drehen.
Die ersten
Steilhänge befahren wir einzeln. Für die
letzten Kilometer lohnte es sich wahrlich, die Skistöcke frühzeitig auf
Langlauf einzustellen.
Dienstag: Obere Kräulscharte 3h.
Einmal mehr
Schneefall. Zu Beginn folgen wir der vorhandenen Spur. Nach ca. 1 1/2 h
verlassen wir diese und ziehen unsere Eigene.
Vor der "Kräulscharte" wird es sehr steil. André versucht in einer
weiteren Flanke zu spuren, muss aber einsehen, dass er nicht mehr weiter
kommt. Nahe den
Felsen rasten wir. Marcel fährt als erster den Steilhang hinunter und wir
einzeln hinterher. Wow!
Von unten bestaunen wir die schönen "Bögli". Am Himmel hängen
die Wolken in Überzahl. Die Lust für eine weitere Abfahrt wäre schon
vorhanden, aber für einen weiteren Aufstieg jedoch nicht. Wer will da
schon bei aufkommendem Sonnenschein den ganzen Nachmittag in der Hütte
bleiben. Wir steigen
zum "Gschwezgrat" hoch. Marcel muss schon wieder spuren. Spitzkehre
an Spitzkehre gereiht, stehen wir nach einer guten Stunde auf dem Grat. Nur, für
die erhoffte Abfahrt haben wir ein falsches Couloir gewählt. Mit einigen
diffizilen Schwüngen sind wir wieder ausserhalb des Steil-Couloirs. André löst
gleich eine kleine Lawine aus! Aus zeitlichen, sowie aus Sicherheitsgründen,
verzichten wir auf einen erneuten Aufstieg. Marcel entdeckt einen schattigen
Nordhang den wir hinunterfahren wollen. Kathrin muss passen, ihre Felle kleben
nicht mehr. Nach dem Nachtessen offeriert uns die Pächterfamilie einen
Zirbenschnaps. Er wird mit grünen Föhrenzapfen angesetzt und schmeckt
hervorragend. Leider ist diese Hausspezialität unkäuflich, worauf wir uns
eine weitere Runde schenken lassen müssen. Unsere Münzen sind wir somit bei
einem Williams losgeworden.
Mittwoch: Ruderhofspitze, Amberger Hütte
Aufstieg zur
Ruderhofspitze 5h. Via "Wildgratscharte" (1h), Abfahrt zur Amberger
Hütte. Der lange,
eher flache Aufstieg am Schatten lässt die Finger kaum warm werden. Marcel
zieht sich unterwegs seine langen Unterschläuche an. Und André kann bei
tiefen Temperaturen nicht schnell genug gehen. Wir treffen ihn erst beim
Skidepot wieder. Der
Aufforderung für die Steigeisenmontage, möchte Margrit lieber nicht
nachkommen. Sie möchte das Skidepot vorziehen. Wegen des kalten Windes darf
sie nicht bleiben. Der Grat ist lange aber unschwierig. Kaum sind wir auf dem
Gipfel, steigen vom Süden grosse, graue Wolken auf. Da mögen wir nicht lange
bleiben, Ruhe für eine Mittagsrast gibt es beim Skidepot nicht, denn es ist
zu windig und zu kalt. Die ausgewählte Rast weiter unten, war auch nicht
besser. Nach wenigen Minuten kleben wir unsere Felle auf die Skier und steigen
zur "Wildgratscharte" auf. André hat seine Felle bei einer
Spitzkehre verloren und Kathrin ihre etwas weiter oben. Marcel bindet seine
Skier auf den Rucksack und stampft, so gut wie möglich Tritte in den
Pulverschnee. Wir tragen unsere Skier genau gleich lang hoch wie auf der
anderen Seite hinunter. Ein riesiger Gletscher. Wo geht unser Weg entlang. Wo
liegt die Amberger Hütte? Marcel fährt richtig. Und die Abfahrt ist sogar
grandios. Bester Pulverschnee. Aber Achtung, zugeschneite Steine können gröbere
Stürze auslösen. Manfred und André können ein Lied davon singen. Der
Empfang in der auf 2135m hoch gelegenen Amberger Hütte, ist nicht mit der
Franz-Senn-Hütte zu vergleichen. Nur wenige Gäste
sind anwesend. Nur eine Sorte Wein auf der Weinkarte ist ein kulinarischer
Abstieg!
Donnerstag, bewölkt und Schneefall
Es schneit und
die Wolken hangen tief. Kein Wunder will niemand auf eine Skitour. Gegen
Mittag fahren wir mit den Skiern nach Gries, besichtigen die Kapelle und
studieren die Speisekarten. Gute Gastfreundschaft finden wir im gewählten
Restaurant nicht. Die Speisen finden jedoch allseits guten Anklang. Andrè erhält
Gutscheine zur Schnapsdegustation bei "Helens Schnapsstüberl". Der
Schnaps wird hier auf Basis des Kornschnapses hergestellt, was uns nicht
sonderlich gut schmeckt. Während gut
zwei Stunden fellen wir wieder zur Amberger Hütte zurück. Der schöne
Abend verspricht für den morgigen Tag sonniges Wetter.
Freitag, Kuhscheibe
Um 8.00 Uhr
ziehen wir los. Der erste Hang ist steil und oft auch lawinengefährlich. Die
Spur ist vom Gelände her gut gewählt. Marcel wartet an der Sonne auf sein
"Grüppli". Margrit und Andrè lassen sehr lange auf sich warten. Für
den Aufstieg bis zum Gipfel, benötigen wir 4 h. 30’. André spurt einen
ganz direkten Weg. Er steigt diretissima hoch. Vor dem Skidepot schaufelt
Marcel Platz für eine Spitzkehre. Endlich können wir auf dem Gipfel mit
Sonnenschein und wenig Wind eine Weile rasten. Es ist sehr angenehm. Der
Schnee ist windgepresst und teils schwierig zu fahren. Einen bis höchstens
zwei Hänge waren noch super, alles andere wäre übertrieben.
Samstag, Hinterer Daunkogel 3h30’
Heute starten
wir eine Stunde früher als sonst. Die ersten sind wir trotzdem nicht. Zwei
Schneetöffs bringen Personen, Musikinstrumente etc. bis zum Ende des
Talbodens. 100 Personen werden auf dem Gipfel zur Einweihung des Gipfelkreuzes
erwartet. Der Aufstieg ist lang und sehr schattig. Marcel zieht einen grossen
Zusatzbogen, damit wir unseren Pausenhalt an der Sonne geniessen können.
Einige haben’s ganz eilig. André und Marcel sehen wir schon gar nicht mehr.
Jetzt sieht es aus, als wäre eine ganze Kolonne auf einem Grat, dabei ist es
ein Absatz in einer Geländemulde. Auf dem Gipfel ist reger Betrieb. Die einen
ziehen sich um, die anderen verteilen Schnaps zur Aufwärmung. Eine Stunde bei
kaltem Wind warten bis zum Beginn der Einweihungsfeier, ist doch eher
unangenehm. Bald geht’s los. Liedtexte werden verteilt. Der Sprecher der
Rettungswache macht's kurz. Es wird ein Fastenzeitlied gesungen. Der Pfarrer
segnet das Kreuz und betet. Der Wind trägt seine Worte davon. Dann wird in kürze
die Prozedur unterbrochen und weiter unten fortgesetzt. Lustig, denn so viele
purzeln im schwierig zu fahrenden Schnee. Wir
entscheiden uns, der Feier nicht weiter zu folgen. So haben wir den nächsten
Steilhang mit einigermassen fahrbarem, unberührten Schnee für uns. In der Hütte
packen wir unsere deponierten Sachen ein und fahren talwärts nach Gries.
Das letzte Mal
auf dieser Tourenwoche, essen wir Österreichische Spezialitäten und dies
erst noch auf einer Terrasse. Punkt 14.00 Uhr steht das bestellte Taxi da und
fährt uns zum Bahnhof Ötztal.
Der Schnellzug
Wien - Basel ist gemäss Reservationsschilder voll besetzt. Wir finden ein
leeres Abteil. Zwar ist es reserviert, aber die Gruppe ist nicht gekommen.
Marcel und ich bleiben bis Zürich sitzen. Margrit, Kathrin, Manfred und André
verlassen uns in Sargans. In Zürich
sind wir nach ca. 3 1/2 h Bahnreise.
Dem
Tourenleiter ein herzliches Dankeschön für die gute Leitung.
Riniken den, 24. April 2004, Hedwig
Egli
Fotos Marcel und Kathrin
Layout
und Grafik Manfred
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