SAC
Hörnli Tourenbericht |
Schnalstal
(Val Senales) Skitourenwoche 2001 |
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Tourenleiter: Marcel Meier Teilnehmer: Unterkunft: Jägerrast (Vorderkaser) |
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Samstag:
Die frühzeitige Abfahrt (06:00 Uhr ab Hinwil) wurde wegen Lawinengefahr im Ofenpassgebiet, wo eine kleine Einlauftour geplant war, auf 10:00 Uhr verschoben. Als Alternative traf man sich daher in Guarda im Restaurant 'Crusch Alba' zum Mittagessen, wo schon im Vorjahr die Silvretta Tourenwoche begann. Als Sepp - von Bergün herreisend - ankam, sassen die 'Unterländer' bereits beim Apéro vor dem Restaurant an der Sonne. Da keine Eile angesagt war konnte das originelle Mittagessen und der feine Barolo gebührend genossen werden. Weiterfahrt über Scuol, Reschenpass ins Vinschgau, wo sich die endlosen Obstkulturen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befanden. Vor Naturns, Blinker raus und links abgebogen ins Schnalstal; weiter oben rechts ins östlich liegende Pfossental bis zum Gasthof 'Jägerrast' auf 1693 MüM), der in den nächsten Tagen unsere Bleibe sein sollte. Herzlicher Empfang durch das Wirtepaar Erika und Richard Kofler. Wir sind die ersten Tourengäste nach dem langen, einsamen Winter im abgelegenen Weiler. Einzig ein Team von Kanalratten (Arbeiter dominikanischer Herkunft, in der Stollenrevision beschäftigt) hausen seit längerer Zeit zusammen mit dem italienischen Capo in der Jägerrast. Währschaftes Nachtessen begleitet vom einheimischen Kalterersee, der in den nächsten Tagen zum Standard werden sollte. Sonntag:
Zurück in der Jägerrast machen wir Bekanntschaft mit einem deutschen Restaurantgast mit Autokennzeichen beginnend mit COE. Ihm leistet der Bruder von Richard Kofler, der ebenfalls im Landwirtschaftsbetrieb tätig ist, trinkenderweise Gesellschaft. Beide sind vom reichlich geflossenen Alkohol deutlich gezeichnet. Weil für ihn plus Familie kein Zimmer frei ist, muss er während der Woche weiter unten in einem Gasthof logieren. Vielleicht besser für ihn! Montag:
Bald erblicken wir auch schon unser Tourenziel, einen felsigen Gipfel. Überraschenderweise ist es möglich, die Felsen rechts zu umgehen und mit den Skis bis fast zum Gipfel aufzusteigen. Die Spitzengruppe kann sich knapp der Ueberholung entziehen; trotzdem setzen die Verfolger ohne Rücksicht auf Verluste zum Entspurt an. Aufgrund der vorhandenen Spuren stellt André mit Befriedigung fest, dass die Appenzellergruppe, die sich auch in der Gegend herumtreibt und am Vortag hier war, den Gipfel nicht bestiegen hat. Ein kurzer Felsabsatz und schon sind wir auf der Spitze. Alle meistern die nicht leichte Abfahrt
im tiefen Schnee ohne grössere Schwierigkeiten. Ab und zu ein Sturz,
der mehr oder minder schadenfreudig zur Kenntnis genommen wird. Auf der
Ebene halten wir uns lange auf der linken Seite des Bachbetts, um
das Ab- und Anschnallen der Skis zu vermeiden. Wir kommen daher recht früh
bei der Jägerrast an. Ruedi legt sogar einen militärmarschähnlichen
Schlussspurt hin, um André als Zweiten mit einem Radler in der Hand
zu begrüssen.
Dienstag:
Nach dem Uebergang wird das Gelände vorübergehend etwas flacher. Unser TL, Marcel, wartet auf die Damengruppe. Dies wird von André und Klaus ausgenützt, ihre überschüssige Energie loszuwerden; die beiden liefern sich vorne ein spannendes Rennen. Vor dem Gipfel erwartet uns noch ein happiger Steilaufschwung, der an unseren Reserven zehrt. Nachher kommt bald einmal das Skidepot in Sicht und der Gipfel des Weisskugel (3738 MüM) mit dem riesigen Gipfelkreuz, den wir auf einem interessanten Grat zu Fuss erreichen. Nachdem wir den schrecklichen Steilaufschwung auch abwärts unbeschadet hinter uns gebracht haben, treffen wir bald wieder auf unseren verlorenen Sohn Sepp. Der Rest der Abfahrt totaler Genuss, stets auf der Suche nach der idealen Hangneigung mit Pulver oder Firn. Eine ideale Gelegenheit um gezielt an der Fahrtechnik zu feilen. Mittlerweilen sind sich auch andere Teilnehmer der latenten Gefahren bewusst und vermeiden gezielt mögliche Zusammenstösse mit Hans mit seinen Formel-1-ähnlichen Hochgeschwindigkeitsschwüngen. Eine super Fahrt fast bis zum Auto, am Schluss auf der Piste, die von der Lazaunhütte herunter führt. Auf dem Rückweg Zwischenhalt bei einem Gasthof, wo wir den ersten (Apfel-)Strudel verschlingen, nicht wissend, dass solcher uns auch am Abend auf dem Menu erwartet. Mittwoch:
Wieder alle beisammen und gestärkt, fahren wir durch knietiefen, bald schwer werdenden Schnee zurück. Der Schnee beginnt an den Kanten zu kleben und die Schwünge verlieren zusehends an Eleganz. Wachsen ist angesagt und wieder geht es, uns im Pulverschnee zwischen den jungen Lärchen hindurchschlängelnd, steil hinunter in flacheres Gelände den Pisten entgegen. Klaus bezahlt seine Abenteuerlust in einem engen Couloir mit einem tollen Taucher, was ihn aber nicht erschüttern kann. Die Pisten sind gewalzt und glatt wie Billiardtische. Vorbei oder über den Gletschersee, den man nicht einmal wahr nimmt. Rassige, genussreiche Abfahrt in Richtung Kurzras. Da die Sicht oben nicht ideal ist und es stark windet, verzichten wir auf auf weitere Pistenrasereien und kehren zurück zur Jägerrast. Wieder verwöhnt uns Erika mit einer währschaften Jauseplatte. Am Nebentisch wird dem nach der strengen Tour aufgetretenen Durst unter notarieller Aufsicht mit reichlich Weisswein zu Leibe gerückt, was sich im nachhinein nicht als ideales Stärkegetränk erweisen sollte. Spätestens bei den wiederum unter fachkundiger Leitung von Margrit durchgeführten Lockerungs- und Dehnübungen vor unserer Herberge, traten offenkundig einige Gleichgewichtsprobleme auf. Im Verlaufe des Nachmittags ist noch Skiwachsen angesagt. André (Bügler), Marcel (Stromlieferant) und Klaus (Finish) legen einen perfekten Service hin. Der Rest der Equipe sowie weitere Passanten kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Merci! Gewohnt gemütlicher Abend mit üppigem Nachtessen und obendrauf eine Riesenportion Tiramisù. Kaloriendefizit ausgeglichen! Donnerstag:
Auf dem Weg zum höher gelegenen Dorf Tirol, wo sich vorwiegend die deutsche Oberklasse trifft, geniessen wir bei einem Espresso oder Capuccino die herrliche Aussicht auf Meran sowie das flache Tal mit Blick gegen Bozen. Auch im Dorf Tirol viele schicke Boutiquen aller Art und stattliche Hotels mit X Sternen. Auch auf den Parkplätzen sieht man viele Sterne, nicht am Himmel, sondern auf den Kühlerhauben der Karrossen aus dem grossen Kanton. Beim Gang in Richtung Schloss eine exklusive Boutique mit schönen Gläsern sowie zierliche, glasgeblasene Karaffen mit Einschlüssen, die bei manch einem gewisse leibliche Fantasien anregen. Zurück in Meran noch ein feines Gelati an der Sonne und letzte Einkäufe von alkoholischen Getränken für zu Hause. Ein lohnender Ausflug, den alle sichtlich genossen haben. Schade, dass sich das Ristorante Flora (im Michelin mit 2 Gabeln aufgeführt) in Renovation befand und das 'Pollo desossato' (Poulet, dem die Knochen vor dem Backen entfernt werden; Sepp's Leibspeise dort unten), nicht genossen werden konnte. Freitag:
Die Abfahrt von der Schwemser Spitze war eindeutig der Höhepunkt der Tourenwoche. Etwa 10 - 20 cm Pulver auf einer harten Unterlage: zum Ausflippen! Weiter unten auf Sulz übergehend, an schattigen Stellen immer wieder Pulver und zu guter letzt elegante Schwünge in Richtung Talstation. Noch letzte Einkäufe in den Boutiquen und Rückkehr ins Pfossental, um den sonnigen Nachmittag vor dem Haus zu geniessen. Wissend, dass es abends als Vorspeise Pasta geben sollte, konnte es Sepp trotzdem nicht verkneifen, schon kurz nach der Ankunft genüsslich eine Riesenportion Spaghetti alla Olio/Petrolio zu verschlingen. Der deutsche Gast aus COE ist auch wieder dort und - da der Platzanweiser (Bruder von Richard) nicht anwesend ist - ist er auffallend ruhig und begnügt sich mit Holundersirup. Die kleine Catarina (Tochter von Erika) sieht es ihm an, dass er vom Vorabend sichtlich gezeichnet ist und rät ihm, gegen die Kopfschmerzen doch einen Rotwein zu trinken, worauf er mürrisch verzichtet. Letzte, wohltuende Gymnastik-, Dehn-, Streck- und andere Uebungen unter kundiger Leitung von Margrit, unterbrochen von unüberhör- barem Stöhnen, werden mit herzlichem Applaus verdankt. Ein letzter, gemütlicher Abend, seit einem Tag von 7-dl-Flaschen, nicht aber -Qualität begleitet, geht zu Ende. Unsere Gastgeberin Erika hat jedem seine Konsumationen manuell, separat und detailliert aufgelistet. Bei dieser Uebersichtlichkeit gab es daher keine Diskussionen, dafür noch eine Runde, gespendet von den liebenswürdigen Gastgebern. Richard prognostiziert Nebel/Schnee für den Samstag, was auch prompt eintrifft. Die Schlusstour wird daher begraben und die direkte Heimreise über den Ofenpass - Vereina anvisiert. Samstag:
Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen und zur unfallfreien Durchführung beigetragen haben.
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