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Samstag, 8. März 2003, Stotzigen Firsten 2808 m
Marcel
und Hedwig fahren, im Zug von Zürich herkommend, in Göschenen ein, wo sie von
Manfred, Thea und Margrit bereits freudig erwartet werden. Nach der
gemeinsamen Autofahrt bis Realp, starten wir den alten Furkageleisen entlang
zu unserer ersten Skitour auf die Deieren. Den Aufstieg geniessen wir bei
intensiver Märzsonne. Auf dem Gipfel jedoch, müssen wir uns bereits
winterlich einkleiden.
Dafür
entschädigt uns, in den oberen Lagen, der Pulverschnee während der Abfahrt
vom Stotzigen Firsten.
Marcel und Thea benützen die Wartezeit beim Furka-Bahnverlad in Realp und
winken uns von der Bahnhofrestaurantterrasse mit Getränken zu.
Im Hotel Furka in Oberwald, werden wir herzlich begrüsst. Zwei Schwestern führen
das alte, grosse Hotel mit Familientradition. Gerne empfehlen wir unser
Feriendomizil weiter, obwohl unser Kellner von Weinen eigentlich nichts versteht. Bis Ende Woche, verbirgt sich in der Weinkarte beinahe kein
Wallisertropfen mehr, ohne durch unsere Kehlen geflossen zu sein.
Sonntag, 9. März 2003, Sidelhorn 2764 m
Kaum
beenden wir unser Frühstück, stehen auch schon Agnes und Klaus im Hotel und
leisten uns Gesellschaft wärend der heutigen Skitour. Um 8 Uhr steigen wir
steil den Wald hinauf. Es liegen massenhaft Tannennadeln und Zweige wie ein
Teppich auf dem Boden. Wie wir später erfahren, sauste im Februar eine
Staublawine zu Tale.
Der Aufstieg am Südhang drückt uns schon bald die ersten Schweisstropfen aus
den Poren. Oberhalb der Waldgrenze ist die Luft angenehmer. Vor einer stark
eingeschneiten Alphütte, erholen wir uns bei der ersten Rast.
Speziell präsentiert sich hier der vom Pistenfahrzeug präparierte Weg zum
Hotel Grimselpass. Hedwig ziehts schnell und schneller durch die schöne Hügellandschaft.
Mit
Marcel zusammen erreichen beide den aussichtsreichen Gipfel, während ein
Adler majestätisch am Sidelhorn vorbei, Richtung Oberaarsee gleitet.
Getrieben von einem unangenehmen, kalten Wind, setzt sich Manfred unterhalb
des Gipfels in die wärmende Sonne und schon präsentiert sich unser kleines
Team wie Hühner auf einem Leiterli.
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast, geniessen wir die Sulzschneeabfahrt und
biegen unterhalb der Waldgrenze gleich in eine steile Pulverschneerinne ein.
Geschickt führt uns Marcel genau oberhalb der nachfolgenden Steilstufe, in
einem kurzen Anstieg, direkt zur Waldstrasse empor. Auf dieser umfahren wir äusserst
leicht die Schadenstellen des Lawienenniederganges und finden uns nun zeitig
auf der Furka-Hotelterasse ein. Ausgiebig kosten wir allerhand Leckeres bei kaiserlichem Sonnenschein.
Margrit und Hedwig wollen "sportlich" noch mehr leisten. Sie mieten
sich eine Skatingausrüstung. Nur, wie befestigt "Frau" die schmalen Latten an
den komischen Schuhen? Zum Glück hört der Sportgeschäftbesitzerdas
Gekicher nebenan und schnappt die Schuhfront in die Bretter ein. Hihi!
Hedwig und Margrit skaten bis Ulrichen und retour, was doch mit dem Sidelhorn
zusammen eine beachtliche Leistung ergibt.
Montag, 10. März 2003, Blashorn 2777 m
Den
steilen Wald verlassen wir mit der hundertsten Spitzkehre. Plötzlich falsch
eingefädelt, ist Hedwig für die Unterstützung von Marcel sehr
dankbar.
Oberhalb der Waldgrenze, präsentiert sich der Berg in seiner schönsten Form,
ein Skiberg wie im Bilderbuch. Auf dem Blashorn spühren wir die wärmende
Sonne auf der Haut und rasten ausgiebig. Das Blashorn setzt sich aus 3
Gipfeln, verbunden mit langen Gratabschnitten, zusammen. Marcel und Manfred
begnügen sich nicht mit einer unvollständigen Gratbegehung, sondern nehmen
auch gleich den dritten Gipfel, mit 2816 m, in Angriff.
Trotz den vielen alten Spuren, schwingen auch wir in jungfreulichem Schnee
talwärts. Um die Abfahrt zum "Gönerliwasserbach" richtig zu
erwischen, zieht Marcel seine Landkarte bei jedem noch so kleinen Halt aus
seiner Tasche. Vom Pulverschnee zum Sulzschnee wechselnd, überqueren wir den
Bach, um auf der anderen Talseite via Nassschneetraverse, auf den Waldweg zu
treffen. Steil hinunter, finden wir über die Gerenbachbrücke und auf der
Alpstrasse nach Oberwald.
Um 4 Uhr haben Margrit und Hedwig die erste Skatinglektion bei Matthias.
Deshalb reicht ihnen die Zeit nicht mehr, um Einzukehren. In einer guten Stunde
lernen sie, worauf sie beim Skaten achten müssen. Die zwei
Hochleistungsspotlerinnen sind
begeistert von den neuen Bewegungen und schwärmen vom jungen, athletischen
Schneesportlehrer.
Dienstag, 11. März 2003, Brudelhorn 2791 m
Mit dem
Auto in Geschinen angelangt, steigen wir auf dem angenehmen Waldweg nach
"Unner-Flesche" hoch. Bei Altstafel wärmt die Sonneneinstrahlung
die dünne Pulverschneeschicht auf dem Altschnee so stark, dass Manfred und
Hedwig zunehmend mit extremen Stollen an den Fellen zu kämpfen haben. Hedwig
wachst die Felle und Manfred zieht nach der zweiten Stollenbefreiungsaktion
gleich seine Reservefelle auf. An den Skis von Thea haben sich auch riesige
"Klumpen" gebildet. Das "Sackmesser" befreit auch diese
Felle von den Schneeverklebungen!
Wir begegnen einer Gruppe von ca. 20 jungen "Snowboardtürler". Ein kräftiger
Wind weht auf dem Gipfel. Von langer Dauer ist so unsere Gipfelrast
nicht.
Wir fahren südwärts das steile, aber griffige Gelände
hinunter und folgen
im Talgrund dem "Merezenbach". Schnee liegt noch genügend. Nach der
Wasserfassung wird der Schnee so richtig "pflotschig", so dass wir
nach Münster eine lustige Wellen- Muldenfahrt erleben. Im Walliserhof fröhnen
wir unserer "Siesta", bis wir nach Manfred’s
Gruppenwagenbeschaffungsreise abgeholt werden.
Recht unangenehm wirken sich heute die Fliegerabwehrtrainings der Schweizer
Armee auf die akustische Umweltverschmutzung aus. Der Schiessplatz im Obergoms
wirkt nicht gerade tourismusfördernd.
Mittwoch, 12. März 2003, Tällistock 2861 m
Wie
gewohnt starten wir nach dem reichhaltigen Frühstücksbüffet im Hotel Furka. Bereits
15 min. vor der regulären Betriebsaufnahme, fahren wir zusammen mit dem
Personal auf Sessellift und Skilift nach oben. Bei der Bergstation kleben wir die
Felle auf die Tourenskis und steigen dem Tälligrat entlang auf. Marcel nützt
die erste Pause für eine zusätzliche Sulzschneeabfahrt zum "Schön
Boden", ca. 300 Hm.
Beim Skidepot zieht Thea ihre warme Jacke über und sucht sich ein geschütztes
Plätzchen. Wir stapfen den recht steilen Grat hoch zum Gipfel des Tällistocks.
Im nu sind Marcel und Manfred oben. Margrit und Hedwig brauchen etwas länger.
Die Sulzschneeabfahrt,
zur geradezu verführerischen Restaurantterrasse, ist
herrlich. Frisch gestärkt, karven wir bei fast freier Skipiste, zurück nach
"Unnerwasser".
Margrit und Hedwig skaten auch heute ohne Probleme talabwärts, aber aufwärts
gegen den Wind anzukämpfen, verlangt weit mehr ab. Jedenfalls wissen die
Beiden jetzt, weshalb heute so viele Skater und Langläufer mit dem Zug nach
Oberwald fahren.
Theaterabend
Heute Abend führt der Theaterverein Obergoms eine fast schwarze Komödie von
Curth Flatow "Ein gesegnetes Alter" auf. Die Darbietungen werden von sehr
guten Laienschauspielern inszeniert. Wir amüsieren uns köstlich - Hüüs
abschreckä - Walliser "Diitsch" ist herrlich. Es lohnt sich
aber auch, über den tieferen Sinn dieser Aufführung nachzudenken.
Donnerstag, 13. März 2003, Passo di
Nero 2844 m
Ueber
Nacht schneite es ein wenig. Um 7:15 Uhr starten wir wieder direkt vom Hotel
ins "Gonerital". Marcel, Thea und Hedwig steigen im Wald richtung
"Brand" zu hoch hinauf und müssen daher mit den Fellen zum
Bach "Goneri" hinunterrutschen, was auf dem hartgefrorenen
Hang etliche Missgeschicke – abgestürzter Sonnenhut - verursachte. Im
letzen Steilstück zum Passo di Nero, der den Pizzo Nero und Pizzo Gallina
trennt, liegen ca. 20 cm windgepresster, frischer Pulverschnee. Uns erwartet
eine tolle, steile Couloirabfahrt mit kurzem Gegenanstieg auf den Gratübergang Pkt. 2743 m. Südlich des P. Gallina ist es wesentlich wärmer als auf dem
Passo di Nero. Wir kurven durch die weisse Arena zur Nufenenpassstrasse
hinunter. Langsam wird der Schnee weich. Zuerst über Lawinenkegel, werden die
Spuren bald von Meter zu Meter tiefer und führen wie auf einer Achterbahn
direkt zur Loipe in Ulrichen.
Bei der ersten Beiz, mit Sitzgelegenheit an der Sonne, geniessen wir den
wunderschönen Tag. Marcel bestellt sich wie gewohnt seine grosse Mahlzeit.
Heute lässt Hedwig das Skaten fallen. Whirlpool in Obergesteln ist angesagt.
Margrit hingegen dreht ihre Skatingrunde bis Obergesteln und zurück nach
Oberwald.
Freitag, 14. März 2003, Poncione
di Manió 2924 m
Bereits um
6 Uhr erhalten wir das Frühstück. Wir
steigen das lange Gerental auf, während sich Thea wegen ihrer Zahnschmerzen einen Ausflugstag gönnt.
Lawinenkegel links, rechts und über dem Bache "Gerenwasser"
begleiten uns auf den flachen Passagen bis zum steil ansteigenden "Chüebodengletscher".
Die Einsamkeit wird nur kurz durch eine grössere J+S Gruppe unterbrochen.
Marcel spurt durch windgepressten Pulver steil bis zu einer eigenartigen
Schneever-wehung, kurz unterhalb des Gipfels. Das letzte Stück ist ohne Skis
zu bewältigen. Nicht weit ist es auf den Gipfel, aber sich durch den schier
uferlosen Pulverschnee zu kämpfen braucht schon seine Zeit. Die steile
Pulverschnee-abfahrt, den Nordhang hinunter, ist super. Die vielen
"Gerentallawinenkegel" sind dank der Wärme recht gut aufgeweicht
und bieten in der Abfahrt keine Probleme.
Die Zeit reicht noch für einen kleinen Imbiss auf der grossen Terrasse des
Furka-Hotels. Thea ist noch nicht zurück. Schade!
Marcel und Hedwig nehmen den 15:45 Uhr Zug nach Göschenen, welcher mit
vollbepackten Soldaten, die ihren WK beendet haben, reichlich besetzt ist. Amüsant
zu beobachten, wie die vielen "Grünen" den Zug in Göschenen
verlassen, der in Andermatt platzverschärfend um zwei Wagen verkleinert
wurde.
Samstag, 15. März 2003, Chli Bielenhorn 2956 m
Thea, Manfred und Margrit,
die drei verbleiben der Gruppe, erreichen Realp via Furkatunnelfahrt.
Vom Ausgangspunkt der ersten Tour unserer Ferienwoche, starten wir auch zur
Abschlusstour. Entgegen den
Obergomerzielen, begegnen wir östlich des
Furkapasses, im Aufstieg zur Albert Heim Hütte, sehr vielen "Skitürlern".
Nach unserer Rast im Tiefenbachplateau, steigen wir zügig den frisch
verschneiten Tiefengletscher hoch. Am Morgen gleiteten noch Nebelschwaden den
Geländeformationen entlang. Doch im Aufstieg wurde es extrem heiss und wir
geniessen hier auf dem Gipfel ein grossartiges Panorama bei wolkenlosem,
tiefblauen Himmel. Auf der Abfahrt verlassen wir unsere Aufstiegsspur vor dem
"Chraiennest" und kurven direkt zum Berghaus Tiefenbach hinunter.
Den Durst gestillt, gleiten wir auf der Passstrasse nach Realp und reisen mit
dem Auto, mit über 10'000 Aufstiegshöhenmetern in den Beinen, nach Hause.
Eine
sehr schöne Skitourenwoche mit idealem Wetter, viel Schnee, wild romantischen,
einsamen Landschaften, majestätischen Kulissen, stolzen, fast unberührten
Gipfeln, liebevollen Hoteliers, mit sehr guter Küche , Wellness und
Kulturprogramm, jedem Abend einem Überraschungstropfen, keinem Unfall,
mit kleiner, äusserst humorvollen Gruppe, neigt sich dem Ende entgegen.
Einfach super. Danke allen Beteiligten.
Riniken den,
11. März 2003, Hedwig
Egli und Manfred
Fotos Marcel und Thea
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